aus: Monarchie in Wort und Bild, Band 20, Bukowina, Wien 1899
Landesgeschichte, Die Besitzergreifung, S116 ff
Nach Ausbruch des russisch-türkischen Kriegs [1768-74] errichtet Österreich einen Militärcordon gegen Moldau und Walachei zur Aufrechterhaltung des politischen Gleichgewichts in Osteuropa.
6. Juli 1771 - Vertrag mit der Pforte: Österreich verspricht, eventuell mit Waffengewalt einen annehmbaren Frieden für die Türkei zu unterstützen, dafür soll Österreich die kleine Walachei erhalten.
Wegen des Verlaufs des Krieges und der Teilung Polens kann Österreich seine Verpflichtungen nicht erfüllen. Staatskanzler Kaunitz will 5-6 Millionen Gulden an die Türkei zahlen, damit diese sich billigere Friedensbedingungen erkaufen kann. Kaiser Josef ist die kleine Walachei ein solches Geldopfer nicht werth, Russland lehnt später 1773 in einem Ultimatum Entschädigungszahlungen ab.
Sommer 1773 - Josef II bereist Siebenbürgen - die kleine Walachei scheint ihm von geringem Nutzen, ebenso die besetzten Gebiete des Cordons gegen die Walachei. Die Nordspitze des Fürstentums Moldau ist geeigneter als Grenzabrundung und militärische Verbindung zwischen Siebenbürgen und Galizien.
Karl Freiherr von Enzenberg erhält den Auftrag zur Recognoscirung der oberen Moldau.
10. August - Josef erhält den Recognoscirungsbericht bei seiner Ankunft in Sniatyn, der Bericht entspricht den Erwartungen.
Hauptmann von Mieg wird mit der kartographischen Aufnahme des an Galizien, Ungarn und Siebenbürgen stoßenden Grenzgebiets beauftragt.
17. September - Übersendung einer skizzierten Übersichtskarte an das galizische Generalkommando.
Dezember - Oberst Baron von Seeger erbringt "den Beweis", dass das moldauische Gebiet früher Teil des Königreichs Galizien und Lodomerien war.
Kaunitz unterstützt das Projekt des Kaisers und empfiehlt friedliche Verhandlungen, aber der österreichische Internuntius (Gesandte) in Constantinopel Franz Freiherr von Thugut glaubt nicht an eine Einigung mit der Pforte.
Dezember - Russsland schlägt der Pforte gemäßigte Friedensbedingungen vor, Wien hofft auf ein baldiges Ende des Krieges.
4. Jänner 1774 - Josef II befiehlt, die Aufstellung "der Grenzadler" zu verschieben bis die russischen Truppen aus Moldau abgezogen sind.
24. Jänner - Tod von Sultan Mustapha [Mustafa III], der neue Großherr Abdul-Hamid [Abdülhamid I] weist russische Vorschläge zurück; Thugut rät dazu, Tatsachen zu schaffen.Der Kaiser ändert den Befehl: Grenzadler sollen ausgegraben und eine unbestimmte Grenze geschaffen werden. Mieg soll mit Vermessungen beginnen, Truppen werden zum Schutz entsendet.
April - Russen konzentrieren Kämpfe auf die Donau, räumen Czernowitz und Suceava, Mieg will mit den Arbeiten beginnen. Allerdings gilt die Moldau nach dem Kriegsrecht als eine von Russland eroberte Provinz. Mieg soll den Russen keine Hindernisse in den Weg legen, mit Offizieren gutes Verhältnis herstellen.
Mai - 2 Husarenabteilungen rücken in Moldau ein; eine wirkliche Besetzung des Landes wagt der Kaiserhof ohne die Erlaubnis der Russen nicht.
August - Feldmarschall Graf Rumjanzow stimmt Besetzung der neuen pokuzischen Grenze und Aufstellung der Grenzadler zu.
31. August - österreichische Truppen überschreiten unter Führung von Mieg die Grenze von Sniatyn kommend, am selben Tag wird Czernowitz, am 2. September werden Sereth und Suceava besetzt.
6./20. September - Information an Thugut, dieser fordert sofort energischeres Vorgehen; die Pforte ist weder durch "Rechtsansprüche" noch durch Rückgabe walachischer Gebietstheile zur Abtretung zu bewegen; man soll die Bukowina ganz besetzen und nöthigenfalls mit Waffen verteidigen.
27. October - Kaiser Josef ordnet Besetzung und Sicherstellung der Bukowina mit einer größeren Anzahl Truppen an.
Inzwischen hatte der commandirende General in Galizien, Feldzeugmeister Freiherr von Elrichshausen den District vollständig besetzen lassen.
24. October - General Splényi trifft in Czernowitz ein.
16.-19. November - Die kaiserlichen Adler werden mit Einwilligung Rumjanzows früher als erwartet aufgestellt.
Einmarsch der Österreicher in die Moldau verursacht in Konstantinopel zuerst nur Bedenken, dann Erbitterung. Preußen und Rußland stacheln die Pforte gegen den Wiener Hof auf. Sie bedienen sich des des moldauischen Fürsten Ghika (Pfortendolmetscher, 1768-69 Fürst Walachei, Herrscher Moldau seit 1877). Dieser intrigiert bei der Pforte um die Schmälerung seines Fürstentums zu verhindern, und droht Moldau könnte zu einer fremden Macht Zuflucht nehmen.
Die Pforte ist verärgert und in der Folge mehr an einer Bestrafung Ghikas interessiert als am Verlust der Bukowina, ist nicht mehr ablehnend gegenüber den Erklärungen Thuguts.
März 1775 - Verhandlungen weit gediehen, die Pforte stimmt zu, dass Österreich moldauisches Gebiet erhält zur Herstellung einer angemessenen Verbindung Siebenbürgen - Galizien; das Gebiet von Chotin soll bei der Türkei bleiben; die neue Grenzlinie soll von einer gemischten Commission bestimmt werden.
7. Mai - Convention in Constantinopel unterzeichnet; auch die Grenze Siebenbürgen - Walachei wird anerkannt.
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